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Wie wird es weiter gehen?

Aus der Sicht des Zuschauers werden sich die Nutzungsmöglichkeiten verändern, er hat ein wesendlich größeres Programmangebot. Er kann selektiv sehen, also nur die Sendung bezahlen die er sehen will oder im Extremfall, bei Video on Demand, der eigene Programmdirektor sein. Er kann also das, was er sehen will, auch noch zu einem gewünschten Zeitpunkt sehen.

Außerdem sind Vernetzungen und Ergänzungen des bisherigen Fernsehangebots zu erwarten, d.h. das Fernsehgerät wird ein Multimediacomputer, mit dem vieles möglich ist: Homebanking, Homeshopping, Datenbankrecherchen, Videospiele, etc.

Im Laufe der digitalen Revolution wird sich wahrscheinlich das Programmangebot diversifizieren und damit die Zuschauerschaft segmentieren. D.h. das Fernsehen wird sich vom Broadcasting zum Narrowcasting, also vom Massen- zum Gruppenfernsehen verändern. Daraus ergibt sich die Frage, ob es überhaupt noch möglich ist, das die Medien eine gesellschaftliche Integrationsfunktion wahrnehmen können, was konstitutiv für die unabhängige öffentliche Meinung und politische Willensbildung, und damit für die demokratische Gesellschaft, ist. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, daß der Gesetzgeber keinerlei Eingriffsmöglichkeiten mehr auf den Medienmarkt haben wird. Dies kann man z.B. an PREMIERE sehen, wo Filme, die erst ab 16 Jahre freigegeben sind auch schon mitten am Tag ausgesendet werden, und das, wo PREMIERE einen Kinder-PayTV-Kanal angekündigt hat, der über den gleichen Dekoder laufen soll.

Es stellt sich die Frage, wieviel Geld der Bundesbürger für Fernsehen zukünftig ausgeben wird. PREMIERE, das zur Zeit DM 44,50 pro Monat kostet, hat jetzt mehr als 750000 Abonnenten und steht damit erstmals in den schwarzen Zahlen. In Amerika geben die Haushalte heutzutage schon US$ 380 pro Jahr, also etwas mehr als US$ 30 im Monat, für den Multikanalkonsum aus.

Das Zeitbudget der Zuschauer bei der Fernsehnutzung wird sich wahrscheinlich nicht erhöhen, d.h. es brauch nicht davon ausgegangen zu werden, daß die Sehdauer sprunghaft ansteigen wird.

Eine weitere Phase der ``Digitalen Revolution'' wird dann wahrscheinlich die Auflösung gestalteter Programme sein, d.h. die Rundfunkanstalten fungieren lediglich noch als Rohstofflieferanten, und der Zuschauer kann sich per Video on Demand jederzeit sein Fernsehprogramm selbst zusammenstellen.

Außerdem stellt sich noch die Frage, wie der Zuschauer in der Lage sein wird, aus dem erheblich größeren Progammangebot auszuwählen, denn breits heute sind Meinungsforscher der Ansicht, daß die ca. 25 Programme die man heutzutage empfangen kann, dem Zuschauer bei der Auswahl bereits überfordern. In Amerika werden durchschnittlich 25-30 Programme von den tatsächlich 100 angebotenen Programmen genutzt, also spielt offensichtlich schon die Belegung der Fernbedienung ein bedeutendes Sortierkriterium für die Wahl eines Programms. D.h. es wird entscheidend sein, welche elektronischen Orientierungshilfen es geben wird, um den Fernsehkunden bei seinem Konsumverhalten zu beeinflussen.

``IM DIGITALEN MEDIENMARKT WIRD NUR DER BESTEHEN KöNNEN, DER SICH RECHTZEITIG AUF DIE VERäNDERTE SITUATION EINSTELLT UND AKTIV MITSPIELEN KANN.''

PROF. DR. H. C. DIETER STOLTE



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